Trotz ihres Alters und ihrer geringen Anzahl bilden die F-14 Tomcat noch immer das Rückgrat der Luftverteidigung des Iran. Ein typisches Beispiel war am 4. Juni der Schutz der Führung um Staatschef Ali Chamenei (Oberster Führer der Islamischen Republik Iran) und Präsident Ebrahim Raisi, die zum 34. Todestag von Ruhollah Chomeini an einer Zeremonie an dessen Grab im Süden von Teheran teilnahmen. Dabei waren sowohl die iranischen Luftstreitkräfte (IRIAF) und die IRIADF (iranische Luftverteidigungskräfte) als auch die IRGCASF (Luft- und Raumfahrtkräfte des Korps der Islamischen Revolutionsgarden) beteiligt.
Unsere Highlights
Ali Zamani
Die Zeit der Tomcats im Nahen Osten geht dem Ende zu.
Combat Air Patrol über Teheran
Zwei Stunden vor Beginn der Rede Chameneis auf dem Friedhof von Beheshte Zahra verließ eine F-14A Tomcat, eines der drei Exemplare im QRA-Einsatz, bewaffnet mit zwei AIM-9J und zwei AIM-7E-2, die 8th TFB (Tactical Fighter Base). Mit Unterstützung eines Boeing 707-3J9C (KC-707) Tankflugzeugs, das von Teheran aus geflogen wurde, führte sie zwei Stunden und 40 Minuten lang eine CAP-Mission (Combat Air Patrol) über Süd-Teheran durch. Vor der Rückkehr dieser Tomcat zur Basis verließ eine zweite F-14A, diesmal bewaffnet mit zwei AIM-9J und zwei AIM-23B Maghsoud, Isfahan und erreichte ihr Einsatzgebiet, um die Verantwortung zu übernehmen. Auch sie hatte eine fast zweistündige CAP mit einer Luftbetankung.
Keyvan Tavakkoli
Eine F-4 Phantom und eine F-14 Tomcat der iranischen Luftstreitkräfte werden von einer Boeing 747 in der Luft betankt. Ein seltenes Schauspiel.
Ende ohne Ersatz?
Insgesamt scheint die Zahl der noch verfügbaren F-14A inzwischen verschwindend gering zu sein. Jedenfalls wurden die Tomcats von der jährlichen Parade zum Tag der Armee im April erstmals ausgeschlossen: Es gab nicht genügend flugfähige Maschinen, als dass die IRIAF mindestens vier von ihnen für die Parade hätte einsetzen können (drei für eine Dreierformation und eine als Reserve).
Dies wird auch auf das Missmanagement des Oberbefehlshabers der IRIAF, Hamid Vahedi zurückgeführt. Am 100. Jahrestag ihrer Gründung leidet die IRIAF derzeit unter der niedrigsten Kampfbereitschaft der letzten 44 Jahre. Nicht nur eine Reihe von flugfähigen Jagdbombern wurde ausgemustert, auch bei der Flotte der Transportflugzeuge ist die Verfügbarkeit von flugfähigen und einsatzbereiten Flugzeugen gering. Der Befehlshaber der Luftstreitkräfte will diese Kampfflugzeuge durch Angriffsdrohnen ersetzen, die nur leichte, intelligente Bomben mit einem Gewicht von 12,5 – 30 kg einsetzen können!
Seine Bemühungen in dieser Richtung haben wohl zu heftiger Kritik durch das Personal der Luftwaffe geführt. Um seine Position an der Spitze der Luftstreitkräfte zu sichern, hat Vahedi– anstatt die Kampfbereitschaft wiederherzustellen – Pläne zur Islamisierung verfolgt, indem er das Personal zwang, islamische Veranstaltungen zu besuchen, und den Bau von Moscheen auf verschiedenen Luftwaffenstützpunkten anordnete.
Viel Aufwand
Doch zurück zur Geschichte der Tomcat. In den Jahren zwischen 2009 und 2019 gab die IRIAF Millionen von US-Dollar nicht nur für die Wartung und Überholung ihrer F-14A aus, sondern auch, um ihre verlorenen Fähigkeiten wiederherzustellen und sie mit einer neuen Lenkwaffe auszustatten. Im Rahmen eines Projekts mit der Bezeichnung "Babaei" rüstete die IRIAF-Organisation "Anstrengung für die Selbstversorgung und industrielle Forschung" (SSJ) im Überholungszentrum der IRIAF auf der 1st Tactical Fighter Base (TFB) in Teheran eine Tomcat mit der Seriennummer 3-6049 zur sogenannten F-14AM auf.
Modernisierte Radaranlagen
Die wichtigste Errungenschaft bestand darin, das Hughes AWG-9-Radar des Flugzeugs wieder in die Lage zu versetzen, Ziele in Bombergröße aus einer Entfernung von etwa 280 km und Ziele in Kampfflugzeuggröße aus einer Entfernung von 210 km im Pulse-Doppler-Suchmodus (PDS) zu erkennen. Um dies zu erreichen, wurden viele der veralteten Teile – einschließlich der Platinen der Prozessoren des Radars und der zugehörigen Computer – durch neu entworfene, erheblich verbesserte Teile mit höherer Leistung ersetzt.
Nach dem erfolgreichen Einsatz der 3-6049 ab Mai 2012 bei der 81. taktischen Luftwaffenstaffel, insbesondere während der Erprobung der neuen Komponenten der Shahin Havapayeh (einer modernisierten MIM-23B I-Hawk-Luftabwehrrakete), beauftragte die SSJ die am Projekt "Babaei" beteiligten Privatunternehmen mit der Herstellung weiterer Teile für die Modernisierung mehrerer anderer F-14A, die sich bei der 8. TFB Babaei (Khatami) in Isfahan in Überholung befanden. Darüber hinaus wurde die Iranian Aviation Industries Organization (IAIO) damit beauftragt, einen neuen Luft-Luft-Flugkörper als Ersatz für die AIM-7E-2 Sparrow der Tomcats zu entwickeln, die aufgrund ihres Alters und ihrer Unzuverlässigkeit von Beginn an keine ausreichenden Kampffähigkeiten boten.
Keyvan Tavakkoli
Bilder aus besseren Tagen der iranischen Luftstreitkräfte.
Neue Luft-Luft-Waffensysteme
Im Rahmen eines 2011 gestarteten Projekts mit der Bezeichnung "Fakkur-90" baute die Babaiee Missile Industries Corporation Komponenten der modernisierten MIM-23B Shahin in die Zelle der Hughes AIM-54A Phoenix-Rakete ein. Es entstand ein neuer Flugkörper mit der Bezeichnung AIM-23B Maghsoud. Dabei handelte es sich um einen halbaktiven, radarsuchenden Luft-Luft-Flugkörper mit einer maximalen Reichweite von 35 bis 45 km. Eine Tomcat kann maximal sechs davon mitführen. Insgesamt wurden im Jahr 2018 50 dieser Lenkwaffen bestellt, von denen 30 zwischen 2018 und 2021 ausgeliefert werden sollten. Soweit bekannt, wurden die Maghsoud nie an einer Tomcat im QRA-Einsatz gesehen.
Aufrüstungsprogramm
Im Laufe von zehn Jahren ließ die IRIAF zehn weitere Tomcats auf F-14AM-Standard aufrüsten. Die Kampfbereitschaft der 81st TFS wurde jedoch nie wesentlich erhöht. In Isfahan verließ man sich auf die Kannibalisierung weiterer Flugzeuge, um eine kleinere Anzahl von Tomcats bei der 81st TFS und 83rd TTS (Tactical Training Squadron) flugfähig zu halten. In der Folge wurde die Zahl der flugfähigen Tomcats von 29 im Jahr 2012 auf nur noch 16 im Jahr 2021 reduziert.
Da die Ersatzteile für Tomcats trotz der starken Kannibalisierung der Flotte rar wurden, stiegen die Wartungskosten und die Dauer der Überholung. In den Jahren zwischen 2006 und 2012 dauerte es durchschnittlich 18 Monate für die Wartung einer F-14, sogar 24 Monate bei der IACI (Iranian Aircraft Industries) Corporation in Teheran. Diese Zeitspanne stieg in den Jahren zwischen 2016 und 2022 auf durchschnittlich 30 Monate in Isfahan und drei bis fünf Jahre in Teheran.
Ungewisser Status Quo
Somit ging die Zahl der flugfähigen Tomcats im Dienst der 81st TFS und 83rd TTS erheblich zurück. An der Übung Fadaeian-e Aseman Velayat-8 im Januar 2019 waren noch sieben F-14A der 81st TFS beteiligt (3-6029, 3-6049, 3-6054, 3-6061, 3-6067, 3-6072 und 3- 6073). Im Jahr 2021 waren es noch vier. Die Haushaltskürzungen der IRIAF erlaubten es ihr nicht, im Jahr 2022 eine Militärübung abzuhalten, so dass nicht bekannt wurde, wie viele Tomcats bei der 81st TFS noch verfügbar waren.
Der Oberbefehlshaber der IRIAF, Brigadier Hamid Vahedi, entschied jedenfalls im Januar 2023, die Tomcats auszumustern – und dies, obwohl die Beschaffung der Su-35SE sehr unsicher ist. Dabei würde die IRIAF nicht nur die von der Komsomolsk-on-Amur Aircraft Production Association (KnAAPO) einst für die ägyptischen Luftstreitkräfte gebauten Flugzeuge (die jetzt in der Fabrik eingelagert werden) benötigen, sondern auch mehrere Jak-130 und Su-30SME, um die 81st TFS und 83rd TTS in die Lage zu versetzen, zukünftige Su-35SE-Piloten im Iran auszubilden.
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